Die "Irseerin" auf dem Turm von St. Martin
Die "Irseerin" von 1755,
Hl. Dreifaltigkeit und Schöpfung.
Maße der Glocke
Gewicht 2,4 Tonnen
Durchmesser 153,5 cm
Höhe 122 cm
Die Glocken von St. Martin
Was macht eine hochbetagte Irseerin in Kaufbeuren? Und noch dazu in so luftiger Höhe? Die Antwort ist ganz einfch: Die "Irseerin" ist eine 1755 gegossene Glocke, die bis zur Säkularisation ihren Dienst in St. Stephan in Irsee tat. Nachdem im Jahre 1804 St. Stephan den Status der Pfarrkirche verlor, kam die Glocke 1807 nach St. Martin in Kaufbeuren.
Den Ersten Weltkrieg überstand die "Irseerin" im Gegensatz zu einigen anderen Kaufbeurer Glocken unbeschadet, im Zweiten Weltkrieg wurde sie abgenommen und auf den "Glockenfriedhof" nach Hamburg-Harburg verbracht, von wo aus sie 1947 wieder nach Kaufbeuren geholt werden konnte. Nur zwei weitere Kaufbeurer Glocken, nämlich die Osannaglocke von 1768 und die Feuerglocke vom Fünfknopfturm von 1855, konnten gerettet werden, sieben andere Glocken der Stadt waren für immer verloren.
Den Körper der sich auf dem Turm von St. Martin in Kaufbeuren befindenden ehemaligen Irseer Glocke zieren Darstellungen der Hl. Dreifaltigkeit und der Schöpfung.
Die Inschrift
Die in Irsee von Anton Grieshaber (Salem/Freiburg) gegossene Glocke trägt die folgende Inschrift:
"QUID VIRGO AD TRIADEM ? NATO BENE MATER ADHAERET, LAUS HONOR AETERNO PATRI, LAUS GLORIA VERBO, / SPONSO SPONSA, PATRI FILIA, SERVA DEO. GLORIA SPIRITUI IUGIS AB AERE VENIT. / BERNARDVS ME CONSECRAT POLO / ABBAS XXXIV / ANTONI GRIESHABER ME FECIT // A. R. P. PLACIDUS, PRIOR. / R. P. LEONARDUS. / R. P. IOANNES NEPOMUC. / R. P. AEMILIANUS. / R. P. BENEDICTUS. / R. P. WILIBALDUS. / R. P. FAUSTUS. / R. P. JOSEPHUS MARIA. / R. P. ANSELMUS. / R. P. RUPERTUS. / R. P. COELESTINUS. // A. R. P. MEINRADUS SUBPRIOR. / R. P. SIMPERTUS. / R. P. IOACHIMUS. / R. P. UDALRICUS. / R. P. MAURUS. / R. P. EUGENIUS. / R. P. CANDIDUS. / R. P. ROMANUS. / R. P. ILDEPHONSUS. / R. P. HONORATUS. / R. P. CORBINIANUS. // AGIOS O. THEOS AGIOS ISCHIROS AGIOS ATHANATOS ELEISON IMAS."
Die Übersetzung
Übersetzt lautet die Inschrift folgendermaßen:
"Was hat die Jungfrau mit der Dreifaltigkeitskirche zu schaffen? Glücklich gesellt sich die Mutter dem Sohn, Lobpreis dem ewigen Vater, Lob und Ruhm dem Wort (= Christus), die Braut dem Bräutigam, Tochter dem Vater, Dienerin Gott. Ewiger Ruhm kommt dem Geist vom Erz. Bernhard weiht mich dem Himmel (Chronostikon = 1755), 34. Abt. Anton Grieshaber machte mich. // (A. R. P. für Admodum Reverendus Pater, völlig hochehrwürdiger Vater) A. R. P. PLACIDUS, PRIOR. / R. P. LEONARDUS. / R. P. IOANNES NEPOMUC. / R. P. AEMILIANUS. / R. P. BENEDICTUS. / R. P. WILIBALDUS. / R. P. FAUSTUS. / R. P. JOSEPHUS MARIA. / R. P. ANSELMUS. / R. P. RUPERTUS. / R. P. COELESTINUS. // A. R. P. MEINRADUS SUBPRIOR. / R. P. SIMPERTUS. / R. P. IOACHIMUS. / R. P. UDALRICUS. / R. P. MAURUS. / R. P. EUGENIUS. / R. P. CANDIDUS. / R. P. ROMANUS. / R. P. ILDEPHONSUS. / R. P. HONORATUS. / R. P. CORBINIANUS. // Heilig ist Gott, heilig und stark, heilig und unsterblich, erbarme dich unser."
Thomas Städele, 2008
Darstellungen
- Wappen des Abtes Bernhard Beck des Klosters Irsee
- Himmelfahrt Mariä
- Hl. Dreifaltigkeit mit der ikonographisch seltenen Darstellung des Hl. Geistes als Person (wie er der Hl. Crescentia von Kaufbeuren erschien und gemalt und gestochen wurde, zum damaligen Zeitpunkt des Glockengusses war die Darstellung allerdings nicht mehr kirchlich erlaubt)
- Darunter ein Medaillon mit der Schöpfung; Immakulata (= die Unbefleckte), unter ihrem Mantel Adam und Eva mit dem Baum der Erkenntnis.